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Forderungen des DAV zur Bundestagswahl

12.02.2025

Geht wählen!

Am 23. Februar wird der Bundestag neu gewählt. An die zukünftige Bundesregierung stellt der Deutsche Alpenverein die folgenden Forderungen, um seine satzungsgemäßen Ziele im Bergsport und Naturschutz realisieren zu können.

1. Bildungsoffensive für den gemeinnützigen Sport starten
Der gemeinnützige Sport ist der größte Bildungsanbieter außerhalb des formalen Bildungssystems, und der DAV hat ein sehr umfangreiches Bildungsangebot. Wir fordern ein Bundesprogramm zur Förderung der Bildungsarbeit in gemeinnützigen Vereinen und Verbänden.

Warum fordern wir das?

  • Für die Wirksamkeit der Bildungsleistungen der Sportvereine und für die Gewinnung und Bindung von Trainer* innen und Führungs- sowie Verwaltungspersonal stellt die Aus- und Fortbildung einen zentralen Erfolgsfaktor dar. Deshalb brauchen wir eine bildungspolitische Anerkennung der Sportvereine als zivilgesellschaftliche Bildungsorte sowie die Anerkennung der DOSB-Lizenzausbildung im Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR).
  • Qualität und Qualifikation sind die zentralen Parameter erfolgreicher Bildungsarbeit. Dafür ist ein Bundesprogramm nötig, das Trainer*innen-Bildung stärkt und Vereinsmanagement unterstützt. Denn die Sportvereine benötigen viele gut qualifizierte Engagierte.
  • Ein Baustein zur Gewinnung von mehr Übungsleiter*innen und Trainer*innen ist die regelmäßige Erhöhung der Übungsleiter*innen- und Ehrenamtspauschalen.

2. Mehr finanzielle Unterstützung für Hütten und Wege
Die Folgen des Klimawandels gefährden unsere Hütten und Wege. Sie stehen der Allgemeinheit zur Verfügung und werden größtenteils in ehrenamtlicher Arbeit erhalten. Wir fordern deutlich mehr finanzielle Unterstützung bei den dringend notwendigen Sanierungs- und Anpassungsmaßnahmen, damit diese für die Erholung der Menschen existenzielle Infrastruktur bestehen bleiben kann.  

Warum fordern wir das?

  • Durch klimawandelbedingte Starkregenereignisse und Trockenperioden sowie den steigenden Besucherdruck ist der Investitionsbedarf deutlich gestiegen. Wege müssen öfter erneuert werden und Hütten auf ressourcenschonende Technik umgestellt werden.
  • Die wichtigste Wassersparmaßnahme auf Hütten ist der Einbau von Trockentoiletten. Dadurch kann der Hüttenbetrieb auch über eine längere Trockenperiode aufrechterhalten werden. Derzeit gibt es allerdings keine Möglichkeiten, den auf mehreren Hütten dringend notwendigen Einbau von Trockentoiletten fördern zu lassen. Hier muss ein Umdenken stattfinden, sodass diese wassersparende Maßnahme als technischer Standard akzeptiert und gefördert wird.
  • Förderanträge für den Wegeerhalt sind für Ehrenamtliche teilweise kaum zu bewältigen, da sie zu komplex sind und einen hohen Aufwand in der Vorplanung und der Nachweisführung erfordern. Vor allem kleinere Sektionen haben dadurch faktisch keinen Zugriff auf staatliche Förderung. Deshalb brauchen wir einfache Möglichkeiten zur Förderung unserer ehrenamtlichen Arbeiten z.B. in Form eines festen Wege- und Hüttentopfs für den DAV.

3. Wirksamen Klimaschutz konsequent umsetzen
Die Alpen sind massiv vom Klimawandel bedroht. Wir fordern daher einen konsequenten Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaabkommens und eine wirksame und sozial gerechte Bepreisung von Treibhausgasemissionen. Neben der Senkung der Emissionen muss auch der natürliche Klimaschutz (Beispiel: Moore) gefördert werden. 

Warum fordern wir das? 

  • In den Alpen steigen die Temperaturen fast doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt. Häufigere Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen, das Abschmelzen der Gletscher und sich verändernde Vegetationszonen bringen die sensiblen alpinen Ökosysteme aus dem Gleichgewicht – schon heute. Auch die Bewohner*innen der Alpenregion müssen sich den häufigeren Gefahren durch Hangrutsche oder Überflutungen stellen. Je stärker die Temperatur ansteigt, desto drastischer wird sich die alpine Landschaft verändern und weder für Pflanzen, Tiere noch für uns Menschen ausreichend lebensmögliche Bedingungen bieten. 
  • Wirksamer Klimaschutz bedeutet, dass Emissionen vermieden und reduziert werden müssen. Eine CO2-Bepreisung ist eine effektive Methode, um emissionsintensiven Prozessen den wirtschaftlichen Vorteil zu nehmen. Der Preis muss dabei in zweifacher Form angemessen sein: einmal in der Höhe, um auch tatsächlich effektive Lenkungswirkung entfalten zu können, und zum Zweiten auch in Bezug auf seinen sozialen Ausgleich. Bürger*innen mit wenig finanziellen Mitteln dürfen nicht zusätzlich belastet werden.
  • Intakte Ökosysteme sind die effektivsten natürlichen CO2-Speicher und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Neben Emissionseinsparungen muss deshalb natürlicher Klimaschutz gefördert werden. Mit seinen Wäldern, Mooren und alpinen Böden hat der Alpenraum dabei ein großes Potenzial als Kohlenstoffsenke. Intakte alpine Naturräume sind unverzichtbar für die Bewältigung der Klimakrise und leisten gleichzeitig einen großen Beitrag, um dem Verlust von Arten und Lebensräumen entgegenzuwirken.  

4. Nachhaltige Mobilität ermöglichen
Die Anreise zum Bergsport muss klimafreundlicher werden. Deshalb fordern wir ein bezahlbares, umfangreiches und vor allem verlässliches öffentliches Verkehrsnetz sowohl im Nah- als auch im grenzüberschreitenden Fernverkehr. Gleichzeitig fordern wir ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen und den Ausbau der E-Infrastruktur. 

Warum fordern wir das? 

  • Gerade im ländlichen Raum muss der öffentliche Verkehr noch verbessert werden. Als Bergsportler*innen sind wir auf ein umfangreiches und funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz angewiesen, um die Ausgangsorte der Touren zu den entsprechenden Uhrzeiten erreichen zu können. Um dem PKW eine echte Alternative gegenüberzustellen, muss das öffentliche Verkehrsnetz nicht nur saniert, sondern auch ausgebaut, der Takt erhöht und die Tickets preiswert angeboten werden.
  • Um die letzte Meile zu überbrücken, muss die Bahn mit anderen Verkehrsmitteln kombiniert werden können, zum Beispiel mit Bussen oder auch mitgebrachten sowie vor Ort ausleihbaren Fahrrädern. 
  • Ein generelles Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen könnte laut Umweltbundesamt die Emissionen aus dem Verkehrssektor um 4 % reduzieren. Auch die Feinstaubemissionen würden so um rund 7 % sinken, die Stickoxidemissionen um ungefähr 10 %. Die negative Umweltwirkung des Verkehrs könnte so effektiv eingedämmt werden. Zudem können alle Verkehrsteilnehmer*innen sicherer auf unseren Straßen unterwegs sein. Im DAV haben wir uns bereits 2023 zu einem DAV-internen Tempolimit von 120 km/h verpflichtet – Vertreter*innen von 1,5 Millionen Mitgliedern haben sich eindeutig dafür ausgesprochen.  

Hintergrund: DAV Positionen und Forderungen Nachhaltige Mobilität im Bergsport - Stand 2024

5. Biodiversitätsverlust stoppen und alpine Lebensräume schützen
Der Verlust von Arten und Lebensräumen bedroht die Alpen und Mittelgebirge massiv - und damit auch die Lebensgrundlage vieler Menschen. Der DAV begrüßt daher die Novellierung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt und fordert deren konsequente Umsetzung. 

Warum fordern wir das? 

  • Neben dem Klimawandel ist der Verlust von Arten und Lebensräumen die zweite große Krise unserer Zeit, die auch Lebensräume in den Alpen und den Mittelgebirgen massiv bedroht. Fallen zu viele Arten aus, können ganze Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten. Vor allem viele speziell angepasste alpine Arten wie z.B. der Gletscherhahnenfuß, das Alpenschneehuhn oder der Alpenschneehase sind durch das Schwinden von Gletschern, den Rückgang der Schneebedeckung und die Verschiebung der Höhenstufen stark gefährdet.
  • Eine nachhaltige Bewirtschaftung von artenreichen Bergwäldern und Almen ist dabei genauso wichtig wie die Festlegung von Wildnisgebieten und die Vernetzung von Lebensräumen. Klimaschutz- und Naturschutzmaßnahmen müssen dabei Hand in Hand gehen.
  • Mit der kürzlich verabschiedeten Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt ist eine gute Grundlage geschaffen worden. Wichtig ist nun deren konsequente und verbindliche Umsetzung sowie eine ausreichende Bereitstellung von finanziellen Mitteln. Das gleiche gilt für die Umsetzung der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) in deren Zuge Deutschland bis September 2026 einen Nationalen Wiederherstellungsplan vorlegen muss.

6. Erneuerbare Energien im Alpenraum behutsam realisieren
Der DAV setzt sich für einen möglichst raschen Umstieg hin zu erneuerbaren Energien ein. Auch bei beschleunigten Genehmigungsverfahren müssen jedoch der Natur- und Artenschutz sowie die Erholungsfunktion gegenüber Erneuerbaren Energien gleichwertig abgewogen werden. 

Warum fordern wir das? 

  • Keine Senkung der Umweltauflagen: Die Erneuerbare Energien Richtlinie der EU schreibt den Erneuerbaren ein übergeordnetes öffentliches Interesse zu und soll dadurch den Ausbau beschleunigen. Vielmehr beruht die Beschleunigung aber auf der Senkung der Umweltauflagen. Wir befürworten die Beschleunigung der Energiewende, fordern aber gleichzeitig den Beibehalt fachlich fundierter Genehmigungsverfahren und den Einbezug der Verbände. Der Ausbau der Erneuerbaren darf nicht zu Lasten wertvoller Lebensräume oder Arten gehen.  
  • Landschaft raumplanerisch sichern: Alle raumbedeutsamen Vorhaben müssen einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden, darin ist der Schutz des Landschaftsbilds mit einzubeziehen. Ein fundiertes Raumordnungskonzept garantiert sowohl den Ausbau als auch den Erhalt von Lebensräumen und alpiner Landschaft durch die verbindliche Ausweisung von Ausschluss- und Vorranggebieten. 
  • Priorisierung von naturverträglichen Standorten und Fokus auf Repowering: Wir fordern Räume und Geländekammern, welche noch keine technische Überprägung oder Erschließungen aufweisen als Ausschlussgebiete zu deklarieren. Neue Großanlagen, welche neue Geländekammern und noch frei fließende Gewässer beeinträchtigen, sollen nicht mehr gebaut werden. Für den Ausbau von Anlagen sollten bestehende Dachflächen (für Photovoltaik) und Siedlungsräume genutzt werden, sowie Räume priorisiert werden, welche bereits eine technische Überprägung aufweisen. Ein Repowering von bestehenden Anlagen ist einem Neubau vorzuziehen.  
    Erholung und Bergsport: Bergsport ist eine nachhaltige und naturverträgliche Tourismusform. Bei der Genehmigung ist die Erholungs- und Freizeitfunktion des Standortes unbedingt zu beachten.  

Hintergrund: CAA-Grundpositionen "Energiepolitik in den Alpen" (2024)

7. Ehrenamt stärken – Ehrenamtspauschale für Vereinsaufgaben anheben
Ehrenamtliche in Verwaltungs- und Vorstandsaufgaben von gemeinnützigen Vereinen können für diese Tätigkeiten nur 840 Euro pro Jahr steuerfrei erhalten – im Unterschied zu Trainer*innen und anderen im Bildungsbereich von Vereinen, denen entsprechend 3000 Euro pro Jahr gewährt werden. Wir fordern eine deutliche Erhöhung dieser steuerlichen Freibeträge und eine Gleichbehandlung aller Ehrenamtlichen. 

Warum fordern wir das?

  • Die ehrenamtliche Tätigkeit von beispielsweise Vorständen steht in Art und Umfang der ehrenamtlichen Tätigkeit von Übungsleiter*innen in keinster Weise nach. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Höchstsätze für Vereinsleitung und -verwaltung deutlich geringer sind als für Übungsleiter*innen. Eine Gleichbehandlung wäre nur gerecht.
  • Ehrenamts- und Übungsleiterpauschalen wertschätzen ehrenamtlich Tätige. Eine Erhöhung dieser steuerlichen Freibeträge stärkt und fördert das bürgerschaftliche Engagement.
  • Vereine sind das Rückgrat der Zivilgesellschaft. Das Ehrenamt in Vereinen zu erhalten, sollte unser aller Ziel sein.

8. Optimale Rahmenbedingungen im Leistungssport schaffen
Athlet*innen, Para-Athlet*innen und Trainer*innen brauchen bestmögliche Bedingungen, um Weltklasse-Leistungen erbringen zu können. Wir fordern entsprechende gesetzliche Grundlagen und ein eindeutiges Bekenntnis des Bundes zur Finanzierung des Spitzensports. 

Warum fordern wir das?

  • Die Grundlage für die Finanzierung des Spitzensports durch den Bund ist Fortsetzung der Leistungssportreform. Dazu bedarf es einer gesetzlichen Grundlage für eine verlässliche, flexiblere und unbürokratische Förderung, um bessere Rahmenbedingungen im Spitzensport zu schaffen. Damit sind verbindliche Vorgaben zu Aufgaben und Zielstellungen im Spitzensport sowie Vereinfachungen bei der finanziellen Förderabwicklung verknüpft.
  • Sportliche Weltklasseleistungen erfordern international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen. Das betrifft zum Beispiel die Sportstätteninfrastruktur, das Leistungssportpersonal, die Datenanalyse, die wissenschaftliche Unterstützung, die soziale Absicherung von Kaderathlet*innen.
  • Zur Steuerung und Förderung des Spitzensports und zur Implementierung der Leistungssportreform bedarf es einer unabhängigen Institution.

 

Als Mitglied im Deutschen Naturschutzring (DNR) schließt sich der DAV den dort formulierten Forderungen für die nächste Legislaturperiode an, die gemeinsam mit Expert*innen aus den DNR-Mitgliedsverbänden erarbeitet wurden.

 

Demokratische Grundwerte verteidigen
In wenigen Tagen sind Bundestagswahlen. 

DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm sagt dazu im Namen des gesamten DAV-Präsidiums: "Wir appellieren an alle Wahlberechtigten in Deutschland, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Uns macht Sorge, dass auch Parteien zur Wahl stehen, die demokratische Grundwerte wie Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz in Frage stellen. Als Deutscher Alpenverein stehen wir zu diesen Werten, und wir verteidigen sie." Zur Positionierung gegen Rechtsextremismus hat das DAV-Präsidium jüngst ein Positionspapier beschlossen. Mit dieser Positionierung und mit seinem Appell zur Wahl steht der DAV in einer Reihe von vielen großen Organisationen und Bündnissen in Deutschland, die sich deutlich gegen Rechtsextremismus aussprechen."